Wie Landwirt Ditmar Kranz mit dem Feldroboter Farmdroid 120 Stunden Handhacken pro Hektar Rüben einspart.
Ditmar Kranz ist nach drei Jahren Erfahrung sehr zufrieden mit seinem Roboter. (Bildquelle: Schulze Harling)
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Bei Biobauer Ditmar Kranz aus Wiesbaden (Hessen) hackt statt Saisonarbeitskräften der Farmdroid in den Rüben. Im Gegensatz zu einer gezogenen Hacke bzw. einem Striegel, die nur zwischen den Reihen arbeiten, schwenken die Hackarme des autonomen Roboters in die Reihe hinein. Das Messer zerstückelt die Pflanze nicht, weil der Farmdroid die Rüben vorher mithilfe der RTK-Technik gesät hat. Durch diese Technik kennt er die exakte Position der Pflanze und speichert sie für das spätere Hacken ein. Daneben hat der Roboter noch 4mm dicke Stahldrähte, die entlang der Reihen laufen.
Nach drei Jahren im Einsatz zieht Kranz ein positives Fazit: Durch den Roboter spart er ca. 120 Akh/ha Handhacken ein. Das sind etwa 80% seiner Hackarbeit. Am Tag bearbeitet der 0,5 km/h schnelle Farmdroid 2 ha, sodass er max. 20 ha bearbeiten kann, bis der Roboter wieder über das Feld fahren muss. Ansonsten wird das Hackintervall zu lang. Das ist aber je nach Bodenart und Niederschlagsmenge variabel. Bei Kranz Böden sind sieben Tage das Maximum. „Warte ich länger, wird das Unkraut zu hoch und setzt sich vor die Messer“, erklärt der Biobauer. Falls es doch einmal länger wird, weil es beispielsweise zu nass ist, kann der Roboter nicht arbeiten. Dann fährt er doch einmal mit einer Hackmaschine für den Traktor durch die Rüben.
Gegen die eingesparte Hackarbeit stehen die Anschaffungskosten von 65000 € für den Roboter sowie laufende Kosten vor allem für die Wartung. So kostet der jährliche Vorerntecheck 400 €, weitere Kosten fallen für Verschleiß der Hackmesser (200 – 400 €/Jahr) etc. an. Kraftstoff braucht der Roboter nicht, da er über vier Solarmodule seine Energie erhält. Eine Rechnung, die aufgeht. Kranz hat daher seinen Rübenanbau von 7 auf 11 ha erweitert. Neben den Rüben baut Kranz auf 85 ha noch Weizen, Kartoffeln, Kleegras, Mais und Erdbeeren an. In Zukunft will er probieren, Raps anzubauen und dort ebenfalls den Roboter einzusetzen.
Bei der Einführung in die Technik begleitete die Firma ihn, die Servicehotline funktionierte gut. „Ich bin kein Technik-Nerd und habe es trotzdem geschafft, mich in das System einzudenken“, schmunzelt Kranz. Bedient wird der Roboter über eine Siemenssteuerung. Diese ist ziemlich weit verbreitet, sodass der Service für die Software ausgereift ist. Die Hotline war die ersten beiden Jahre für ihn kostenlos, weil er einer der Pioniere mit dem Roboter in Deutschland war. Mittlerweile ist die Hotline kostenpflichtig.
Um die Schläge einzumessen, muss Kranz den Roboter zu jedem Eckpunkt der Fläche bringen. Dafür nutzt er ein Tragegestell für die Dreipunkt, dass er in den Frontlader seines Traktors einhängen kann. Über weite Entfernungen geht das nicht, hier fährt er die Maschine in einem Trailer.
Was Kranz auch lernen musste: Im Winter sollte man die Batterien aus dem Roboter nehmen und frostfrei lagern. So waren im zweiten Jahr die Batterien beim Rüben säen sehr schnell leer, weil sie im Winter zu kalt geworden sind. Im darauffolgenden Jahr lief es dann besser. An sonnigen Tagen kann der Roboter die ganze Nacht durchfahren, ansonsten stoppt er, wenn er keine Power mehr hat.
Insgesamt ist der Biobauer sehr beeindruckt, wie praxisnah die Entwickler des Herstellers sind. So hielten diese immer Rückkopplung mit den Pionierlandwirten in Deutschland und entwickelten den Roboter stetig weiter. Beispielsweise nutzen dänische Landwirte nur Säscheiben. In Deutschland stellte sich in der Praxis heraus, dass dort Schare besser funktionieren. Diese Info setzte die Firma direkt um und stattete die deutschen Fabrikate neu aus.
Das Hackmesser, das in die Reihen schwenkt, hat die Firma auch optimiert. Ein Landwirt, der den Roboter ebenfalls einsetzt, hatte dieses selbstständig umgebaut und die Firma hat die Idee in Serie umgesetzt. Selbst hat Kranz die Drähte, die durch die Reihen striegeln, durch Hackschare ersetzt. Diese hat ein Bekannter von ihm konstruiert. Die Drähte nutzt Kranz noch zum Blind Hacken, also kurz nach der Aussaat und vor dem Auflaufen der Rüben. Danach setzt er die Hackschare ein.
Bei der Arbeit auf dem Feld stört es Kranz, dass der Farmdroid einen Sicherheitsabstand von ca. 1 m zur Feldgrenze liegen lässt. Um diesen zu verringern, setzt der Biobauer die Eckpunkte zum Teil außerhalb der Fläche. Das klappt nicht immer, manchmal fährt sich der Roboter dann in der Furche fest. „Wichtig ist außerdem zu wissen, dass das Saatbett fein sein muss“, berichtet Kranz aus seiner Erfahrung, „Bei großen Kluten schiebt der Roboter zwar mit dem Klutenräumer an die Seite, sodass er die Körner exakt ablegen kann. Allerdings kann der Hackarm beim Hacken die Kluten auf die kleinen Rübenpflanzen schieben, sodass dieser die Pflanzen verschiebt oder zerdrückt.“
Außerdem kann er Schläge nicht nachträglich verändern. Geht beispielsweise auf einem Schlag die Saat nicht ganz auf, kann er diesen Schlag nicht mehr verkleinern.
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